Niersteiner Ladestation als Touristen-Attraktion

Nierstein, am 18.05.2016
 
Es gab von mehreren Seiten Kritik am Standort der neuen E-Bike-Ladestation vor dem Paläontologischen Museum in Nierstein (die AZ berichtete).

Jetzt schaltet sich auch die Wählergruppe NEU ein: „Wir verstehen die ganze Aufregung nicht“, wundert sich Fraktionssprecher Thomas Gehring. NEU vermutet, dass den Kritikern nicht bewusst ist, wie weitreichend sich die Niersteiner Verwaltungsspitzen mit diesem Projekt befasst haben. Dabei könne man sich die Grundidee dieses Umweltprojektes schnell erschließen: Der Standort sei ein kunstvoller Kompromiss zwischen klassizistischem Gebäude und Bedürfnissen der Moderne. Die Ladestation erfülle Funktionen weit über das bloße Stromliefern hinaus.

Gehring hierzu: „Um an die Steckdose zu gelangen, muss eine der schweren Metallklappen gehoben und festgehalten werden, da eine Arretierung fehlt. Das hilft beim Muskelaufbau der Arme, den Radfahrer oft vernachlässigen. Etwa 25 cm hinter der Klappe befindet sich die Steckdose. Mit der freien Hand muss auf dieser ein weiterer Klappdeckel angehoben und gehalten werden. Gut beraten ist, wer das Stromkabel bereits in der Hand hielt, denn dieses wird eingesteckt, während beide Hände beide Klappen sichern. Das Ganze geschieht gebeugt über das davor platzierte Fahrrad – alles abgeschattet vom eigenen Körper, also nahezu blind, denn auf eine Beleuchtung wurde aus energetischen Gründen konsequenterweise verzichtet. Die Haltung schult den Rücken, fördert Tastsinn und die Auge-Hand-Koordination.

Für die bereits erfahreneren Stromkunden gibt es gewissermaßen als Extrabonbon eine echte Herausforderung: Die Nutzung der mittleren Ladestation. Bei Vollbetrieb flankiert vom rechten und linken Fahrrad der Nachbarn, über das eigene Rad gebeugt, wird es nur dem wirklich Geübten gelingen, die Doppelklappenhürde zu meistern.“ Als Lohn winkt der Niersteiner Strommix: Während es an der Station den sogenannten „erneuerbaren“ RWE/EWR-Strom gibt, befinden sich im Museum mit Kohlestrom befeuerte elektrische Nachtspeicheröfen, beides auf kleinstem Raum „vernetzt“.

Während der Radfahrer also den Klappentest durchläuft, könne er sich gedanklich mit der genialen Energiemixstrategie der Niersteiner Stadtverwaltung auseinander setzen. „Da kann doch keiner sagen, die Niersteiner Stadtverwaltung sei nicht interdisziplinär ausgerichtet und habe kein schlüssiges Energiekonzept“, bewundert Gehring abschließend.

Sei der erste, der diesen Beitrag teilt!